Ja sind die denn verrückt geworden bei Lettmann? Jetzt gibt es vom Biskaya 2.0 bereits sechs Größen (55, 65, 75, 80, 85, 90) und dann kommt noch eine siebte hinzu. Macht das alles denn noch Sinn? Ja macht es, tatsächlich! Ein Testbericht von Christian Zicke.

 

Um das zu verstehen, möchte ich noch einmal die Größen der Biskayas aufdröseln. Da gibt es einmal die ungeraden Zahlen (55, 65, 75, 85). Diese Modelle haben ein Unterschiff mit einem runderen Spant. Das macht das Boot schneller, aber auch ein bisschen kippeliger. Und leichter zu kanten. Beim 55er und der 65er stellt das rundere Unterschiff auch in der Regel überhaupt kein Problem dar, sondern hier hat das Unterschiff nur Vorteile. Denn die kleineren Größen des Biskaya werden von kleinen und leichten PaddlerInnen gefahren, die einen entsprechend niedrigen Schwerpunkt haben. 75 und 85 eignet sich für größere PaddlerInnen, die das Maximum an Geschwindigkeit und Sportlichkeit suchen. Aber auch “lange Lulatsche”, die durch ihre Körperlänge den Platz im Boot brauchen, aber nicht viel wiegen, dürften sich hier zu Hause fühlen. Größere und/oder schwere PaddlerInnen oder diejenigen, die Wert auf ein stabileres und wendigeres Unterschiff legen, nehmen besser den 80er, 90er und 100er… Wer mehr zu den Unterschieden wissen will, der lese am Besten das Kapitel Biskaya in diesem BLOG-Artikel.

Fußnote: Die Zahlen (55, 65, 75….) dienen immer der Findung des richtigen Modells. Der 65er ist demnach ideal für PaddlerInnen um die 65 Kilo – je nach persönlichem Empfinden und je nach Gepäck eignet er sich also von rund 50 bis 70 Kilo PaddlerInnengewicht… Entsprechend gilt das für alle anderen Modellen. Die Zahlen geben das Idelagewicht an, plus/minus ein paar Kilo.

Bilder oben: Lächeln im Gesicht auf der wöchentlichen Kanal-Einheit. Der Biskaya ist ein hervorragender Trainingspartner und schlägt, dank seines Leichtlaufs, in dieser Disziplin den Lettmann Akaroa, Christians eigentliches Lieblingsboot, um Längen. 

Biskaya 100

Nein, die Lettmanns sind nicht verrückt geworden. Denn der Biskaya 100 rundet die Flotte ganz hervorragend nach oben ab. Zum Beispiel kann ich vom Gewicht her auch locker einen Biskaya 90 fahren (184cm, 89.9 Kilo, Schuhgröße 44,5). Doch sitzt man grundsätzlich im schlanken Biskaya recht gestreckt. Und von meinem Akaroa und von meinen Wildwasserbooten bin ich eher eine breitere Sitzposition gewohnt, habe die Beine also tendenziell ein bisschen O-Beiniger. Deshalb ist das Paddeln im Biskaya 85 oder 90 für mich etwas beschwerlich, vor allem auf langen Touren. Im 100er habe ich hingegen absolut keine Probleme. Ganz im Gegenteil: Ich sitze ganz vorzüglich.

Auf der anderen Seite hat das höhere Oberschiff mit dem vielen Platz keinerlei Nachteile. Ich bekomme sogar noch einfacher mein Gepäck ins Kajak. Und das Unterschiff ist nahezu dasselbe wie das des Biskaya 90. Der 100er ist also genauso agil, läuft genauso gut geradeaus und lässt sich hervorragend über die Kante steuern. Die Wendigkeit sowie der Geradeauslauf des Kajaks lassen sich übrigens durch Veränderung der Sitzpositon beeinflussen: Sitz nach vorne = wendiger; Sitz nach hinten = etwas mehr Spurtreue.

Langzeittest

Wir haben den Biskaya 100 in der vergangenen Saison immer wieder dabei gehabt. So haben wir das erste Modell direkt mit auf die Nordsee genommen. Das war im Februar. Hier konnte ich mir auf längeren Touren einen Eindruck vom Fahrverhalten verschaffen. Und was soll ich sagen? Hier überzeugt das ausgeglichene Verhältnis von Geradeauslauf (ein Steuer oder Skeg braucht man nur in homöopathischer Dosis) und Agilität beim Steuern über die Kante. Mit ein paar kleinen Modifikationen, ich klebe mir immer ein bisschen Schaum an die Knie und ziehe das Rückenpolster mit einem Gummi ein bisschen nach unten, damit nur die Lendenwirbelsäule ein wenig unterstützt wird, konnte ich bequem über lange Zeit im Boot sitzen. Der Biskaya 100 ist für mich somit das zweitbeste Seekajak, in dem ich je gepaddelt bin (neben meinem geliebten Akaroa 😉

Neben den Reisen habe ich den Biskaya 100 auch als regelmäßigen Trainingspartner auf meinen heimischen Gewässern genutzt. Hier bereitet mir das schnelle Boot durch seine hohe Rumpfgeschwindigkeit sehr viel Freude. Und in dieser Disziplin schlägt er auch ohne Frage den etwas gemütlicheren Akaroa.

Biskaya 100 vs Akaroa

Ehrlich gesagt, würde ich mich für den Biskaya 100 nicht von meinen Akaroa trennen. Das geht einfach nicht. Die Boote sind doch noch sehr verschieden. Das fängt schon bei der Anfangsstabilität an. Hier ist der schmale Biskaya schon ein bisschen nervöser. Auf dem Flachwasser ist das Wurst, bei Wellen, vor allem bei Kreuzsee, aber auch beim Retten und T-Lenzen oder beim Fotografieren bei leicht unruhiger See merkt man das deutlicher. Hier ist der Akaroa eine sicherere Bank. Wenn auch der Biskaya gut zu handeln ist, so lange man die nötige Erfahrung hat. Und man wächst ja mit seinen Aufgaben.

Während der Akaroa bei Wellengang trockener läuft aber zum schaukeln neigt (hab ich Klaus Lettmann etwa doch dazu gekriegt eine “Englische Ente” zu bauen *freu*), pflügt der Biskaya eher durch die Wellen. Was ist schneller? Schwer zu sagen. Auf unseren Touren mit meist eher fortgeschrittenen Paddlern und Paddlerinnen, übernehmen die Akaroa eigentlich immer die Spitze, sobald es wilder wird auf See. Trotzdem ist der Biskaya, wenn man es darauf anlegt, das schnellere Boot.

Der Akaroa ist wendiger. Über die Kante gefahren kann man mit dem Akaroa einen engeren Radius fahren. Dasselbe zeigt sich auch beim Einsatz des sehr effektiven Steuers. Während man mit dem Akaroa fast in die Außenkurve kentert, sobald man das Pedal ganz durch tritt, reagiert der Biskaya gelassener, dennoch extrem flott auf den Einsatz des Steuers. Beide Kajaks sind meiner Meinung nach prädestiniert als Skeg-Boote. Man braucht auf dem Meer eigentlich kein Steuer. Ist man im persönlichen Grenzbereich unterwegs, so behaupte ich ja immer, ist ein Steuer trotzdem die sicherere Option. Der Biskaya 100 lässt sich trotzdem ebenfalls gut über die Kante im Kurs korrigieren. Er ist ebenfalls ein wendiges Seekajak für seine Länge von 540cm.

Der Biskaya hat einen definierteren Kippunkt. Das ist eigentlich klar, denn ein schmaleres Kajak lässt sich in der Regel geschmeidiger kanten (und auch wieder aufrichten), als ein breiteres Boot. Während sich der Akaroa anfangs stabiler anfühlt (und auch stabiler ist), kommt bei ihm irgendwann der Kippunkt recht abrupt. Das ist beim Biskaya anders. Von der sicheren Kante bis über den Kippunkt hinaus lässt er sich extrem gefühlvoll kanten. Auch das hoch stützen, wenn der Kippunkt einmal überschritten ist, ist beim Biskaya leichter. Auch rollt er natürlich besser. Aber wer wirklich rollen kann, der sollte in beiden Kajaks keine Probleme haben.

Der Biskaya ist schneller. Somit ist er der perfekte Allrounder, wenn man auf der einen Seite wilde und milde Touren auf dem Meer unternimmt, und gleichermaßen eine regelmäßige, flotte Trainingseinheit auf dem Hausgewässer absolvieren möchte. Auf einer entspannten Ausdauereinheit ist meine persönliche Durchschnitts-Geschwindigkeit zwar nicht signifikant höher, doch der enorme Leichtlauf des Biskaya macht schon viel Freude. Und die Sprint-Option ist beim Biskaya gegeben. Während der Akaroa in der Disziplin schnell den Bug in die Höhe hebt und anfängt zu “kleben”, legt der Biskaya im Sprint noch an Speed zu.

Biskaya 100 vs Skagerrak

Der Unterschied in der Anfangsstabilität ist Signifikant. Hier hat der Skagerrak definitiv die Nase vorne. Da gibt es gar nichts zu diskutieren. Wer ein sehr sicheres Boot will, vielleicht auch, weil er oder sie einen besonders hohen Schwerpunkt hat, der ist im Skagerrak sicher aufgehoben.

Kurzes Kanten zur Kurskorrektur oder das Stützen, wenn es doch mal kippelt, das geht natürlich im deutlich schmaleren Biskaya besser.

Das Gepäckvolumen des Skagerrak ist unschlagbar. Wer lange Reisen bei allen denkbaren Bedingungen machen möchte, und tatsächlich an den 100 Kilo oder mehr kratzt, der findet im Skagerrak den besseren Packesel. Hier passt deutlich mehr rein, ohne dass das Boot zum Semi-Sinker wird.

Der Skagerrak ist ein schnelles Seekajak. Trotzdem hat er im Sprint wenig Chancen gegen den Biskaya 100. Bei der normalen Tagesfahrt merkt man diesen Unterschied aber eher nicht. Der Skagerrak ist schneller als ein Akaroa, aber einen Ticken langsamer als der Biskaya, siedelt sich hier also in der Mitte an.

Der Geradeauslauf des Biskaya ist besser als der des Skagerrak. Ist das gut? Jein. Denn wenn der Skagerrak ordentlich beladen ist, und dafür ist er ja unter Anderem konstruiert worden, lässt er sich trotzdem noch gut bewegen und über die Kante drehen. Dafür wird der Einsatz des Skeg bzw. des Steuers eher nötig. Denn vor allen unbeladen luvt der Skagerrak schneller an. Das gilt gleichermaßen bei Seitenwind, wie auch bei achterlicher See.

Die Luke des Skagerrak ist größer als das Cockpit von Akaroa und Biskaya 100. Das hat Vorteile bei langen Beinen, kann aber auch ein Nachteil sein, da man die Deckbespannung am Vorderschiff mit kürzeren Armen nur schwerer erreichen kann. Mir persönlich (kurze Beine) gefällt das Z-Cockpit im Akaroa und Biskaya besser, als das D-Cockpit im Skagerrak. 

Bilder unten: Biskaya 100 auf Tour auf der Nordsee im Februar 2025.

      

   

 

  Christian

Christian ist einer der beiden Gründer und Chefs der Kanuschule Outdoordirekt und paddelt schon sein ganzes Leben. Seit einigen Jahren fotografiert er zudem professionell die geilsten Paddelbilder und bricht sich regelmäßig beim Mountainbike fahren nicht den Hals.

 

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