Die italienische Küste: Sie steht für Urlaub und Dolce Vita. Doch nicht jeden Urlauber zieht es direkt an die Riviera oder die Adria. Denn dazwischen liegt noch das „kleine Meer“ - der berühmte Gardasee. Er ist nicht nur der größte, sondern ganz bestimmt auch der bekannteste See Italiens. Durch seine knapp fünfzig Kilometer lange Nord-Süd-Ausdehnung schlägt er auf nahezu perfekte Weise die Brücke zwischen den Bergen im Norden und dem Mittelmeer im Süden.

Fast jeder ist schon mal am „Lago die Garda“ vorbei gerauscht. Doch sind wir mal ehrlich, wer hat dem Lago schon einmal einen längeren Urlaub gewidmet? In Bardolino gemütlich Rotwein getrunken, in Limone ein Gläschen Limoncino geschlürft oder „unten“ in Sirmione ein großes Gelato zwischen den kühlen Mauern der Burgstadt geschleckt? Genau! Dabei ist der See für uns Paddler ganz besonders lohnend, weil unerwartet schön und besonders abwechslungsreich.


  

STEILE KÜSTEN UND KRÄFTIGE WINDE

Im Nordwesten fallen die steilen Flanken der umliegenden Berge nahezu senkrecht zum See ab. Das bekommt man vor allem auch ein Stückchen nördlich des Ufers, im kleinen Ort Arco, zu spüren. Hier tummeln sich die Outdoorläden, die vorwiegend Kletter-Equipment unter die Besucher bringen. Denn die Felstürme und Flanken am nördlichen Gardasee sind ein Mekka für Kletterer. Und das spiegelt sich auch am Wasser wieder. Wer sich im Nordwesten, zwischen Riva und Limone, mit dem Kajak auf das Wasser begibt, der sollte immer im Kopf haben, dass sich hier schnell kräftige Winde entwickeln können.
Weht in den frühen Morgenstunden noch der Nordwind „Pelér“, so übernimmt regelmäßig gegen Mittag der Südwind „Ora“ das Zepter und heizt vor allem der Nordküste kräftig ein. Sollten beide Winde ordentlich blasen, so gleicht die Wasserfläche einer aufgewühlten See, mit starken Böen, Wellen und Schaumkronen. Routinierte Seekajakfahrer, Windsurfer und Kiter haben dann ihre wahre Freude. Wer sich aber seiner Sache nicht sicher ist, der sollte besser die weniger ausgesetzte Nordküste erkunden, das Flair von Riva und Torbole einatmen und den Westen außen vor lassen.

 

MEDITERRANES FLAIR

Deutlich ruhiger geht es in der Regel im sanfteren Süden zu. Hier macht sich bereits das mildere Klima aus Richtung Mittelmeer bemerkbar. Die Ufer sind mediterran bewachsen und von Olivenbäumen geprägt - es wirkt fast, als wäre man bereits an der Riviera angekommen. Gerade wenn die Sonne hoch steht, lädt das klare Wasser an den vielen Stränden zum Planschen ein. Ein tolles Ausflugsziel für Tagestouren ist der Ort Sirmione. Er befindet sich auf einer Halbinsel, die rund vier Kilometer weit in den See hinein ragt.
Die Stadt zu umrunden, die kleinen Strände zu genießen und zwischen den Burgmauern des „Castello Scaligero“ hindurch zu paddeln, ist ein tolles Erlebnis für die ganze Familie.
Ähnlich sehenswert ist die „Isola dei Conigli“, die man bei einem niedrigen Pegel im See auch zu Fuß erreichen kann - besser aber natürlich mit dem Kajak. Perfekt gelegen für Paddler und jegliche Art von Wasserratten ist der Campingplatz „San Biagio“.
Wer hier einen der begehrten Plätze ganz vorne am „Punta Belvedere“ ergattern kann, der hat nicht nur den Rundumblick über die Ufer der Südküste, sondern auch eine perfekte Basis für Tagestouren mit dem Kajak - viva la Garda!

Text und Bilder: Christian Zicke / Jochen Lettmann

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